Kletterabenteuer auf der Breiten Wand: Graser-Bergland-Express und Hotzenplotz

Graser-Bergland-Express

Der Einstieg in die Route mit zwei 5+-Stellen in der ersten Seillänge gestalteten sich, zumindest für einen von uns, schon als recht knackig, aber machbar. Die zweite Seillänge hingegen war eine traumhafte Genusskletterei. Durchgehend felsig, schöne Griffe, sauber. Es folgten vier leichtere, aber dennoch sehr schöne Seillängen bis zum Abseilpunkt. Der Abseilpunkt ist gut erkennbar und sehr vertrauenswürdig. Nicht sehr vertrauenswürdig hingegen entpuppten sich unsere vorangehende steinschmeißende Seilschaft. Bereits zum zweiten Mal hörten wir ein lautstarkes und doch etwas panisches "ACHTUNG STEIN" und anschließen ein lautes rumpeln und krachen nicht weit entfernt von uns. Der vermeintliche Stein hörte sich allerdings eher an wie ein riesiger Felsen der mehrmals zerschellte. Um den Steinschmeißern vor uns etwas Vorsprung zu geben, sodass wir möglichst nicht in deren Falllinie waren, haben wir uns beim Abseilen etwas Zeit gelassen, was an diesem Tag sogar problemlos möglich war weil die Route nicht stark begangen war.

Nacheinander seilten wir uns also über die 25 Meter steile Wand ab, um auch die letzten beiden Seillängen des Graser-Bergland-Expresses in Angriff nehmen zu können. Die Schlüsselstellen mit 6- und 5+ standen uns noch bevor... Auch der Einstieg in die 7. Seillänge war wieder zu durch alte beschriftete Spielzeug-Zugschienen deutlich erkennbar, und somit nicht mit der Route "Bummelzug 7+" zu verwechseln. Die siebte Seillänge gestaltete sich als sehr knackig. Das Gams-Klo in der Schlüsselstelle machte die Sache natürlich nicht einfacher. Die leichte Rechtsquerung am Ende dieser Seillänge war etwas gruselig, aber mit etwas Suchen findet man die rettenden „Henkel“ und kann die Stelle gut passieren. Die 8., und somit von dieser Route, die letzte Seillänge, gestaltete sich für mich im Vorstieg ebenfalls als recht knackig. Die 5+-Stelle befindet sich gleich am Anfang der Seillänge, wobei immer gute Griffe und Tritte vorhanden sind. Etwas schwieriger bzw. herausfordernder machte das ganze allerdings der leichte Staub und Dreck der durch die vergangenen Gewitter in die Route geschwemmt wurden.

"GRASER-Bergland-Express" ist wohl doch kein Tippfehler. Die Routes heißt tatsächlich GRASER, und nicht Grazer-Bergland-Express. Aus unserer Sicht im Bereich Röthelstein, und Breite Wand in diesem Schwierigkeitsgrad die am einfachsten zu finden und am besten abgesicherte Route die wir bisher gegangen sind. Die Standplätze bestehen immer aus zwei Bohrhaken verbunden durch ein Seil. Abstände zwischen den einzelnen Bohrhaken sind angenehm knapp beieinander. Die Route ist super geführt und war immer gut zu finden und den nächsten Stand mussten wir kein einziges Mal vergeblich suchen. Hat uns sehr gut gefallen. Empfehlung geht raus!

Hotzenplotz

Um uns das Bier am Abend so richtig zu verdienen, wollten wir noch die anschließende Route "Hotzenplotz" bis zum Gipfel der Breiten Wand durchsteigen. Um allerdings noch etwas mehr Abstand zu den Steinschmeißern vor uns zu gewinnen gönnten wir uns eine lange und auch wohl verdiente Pause im Schatten. Als uns der Blick auf den Tieberteich und die darin badenden Leute dann doch fast die Motivation für die noch folgende Mehrseillänge raubten, machten wir uns auf die Suche nach dem Einstieg der nächsten Route... Die Suche erwies sich dann allerdings als weitaus schwieriger als gedacht. Beschrieben war "100 m gerade hinauf zum Hotzenplotz". Doch nach ca. 100m fanden wir weder geradeaus eine Route noch links, noch rechts daneben. Wir fanden lediglich eine Route Namens "Tintifax" und weiter Rechts schon fast die Querung zum Winnetou-Weg. Nach bestimmt 45 Minuten Such haben wir schon fast aufgegeben und suchten den Abstieg, als wir durch Zufall dann doch ein fast nicht mehr erkennbares "H" und einen Bohrhaken in der Wand fanden. Wir vertrauten unserem Instinkt, dass "H" wohl für "Hotzenplotz" stehen würde und machten uns bereit in die Wand einzusteigen.

Vor uns lagen noch 5 weitere Seillängen, fast durchgehend im 5. Schwierigkeitsgrad. Der Standplatz beim Einstieg der Route war zum Sichern eher suboptimal da der Boden recht rutschig und steil war. Die erste Seillänge an sich gestaltete sich aber als sehr schön und griffig. Allerdings merkten wir auch hier, dass der Staub und der leichte Dreck in der Route das ganze etwas schwieriger machten als es eigentlich wäre. Die Verschneidung in der zweiten Seillänge war sehr kräfteraubend und mit einem Rucksack bei ein oder zwei Stellen etwas herausfordern, da die Verschneidung doch sehr eng ist und ein bisschen einem Kamin ähnelt. Mit etwas schlottern in den Unterschenkeln war sie dann aber doch schaffbar. Beide am Standplatz angekommen vor der dritten und in dieser Route herausforderndsten Seillänge hörten wir rechts von unserer Route, wo wir zuvor noch unterhalb die Route gesucht haben, einen wirklich lauten Knall von einem herunter-brechenden Felsen! Uns wurde sehr unwohl dabei, dass wir uns gerade direkt unter einem Riesendach befanden, wenn links und rechts um uns scheinbar große Felsen ausbrachen. Wir verstanden nicht ganz von wo die großen Felsbrocken kamen, da uns der Fels in der Route gar nicht als so brüchig erschien. Nichtsdestotrotz versuchten wir so schnell wie möglich aus der Felswand zukommen und starteten in die dritte Seillänge. Der Zug vor der Querung unter dem Riesendachl war wohl die Schlüsselstelle. Der Riss nach dem Riesendachl bot an sich recht gute Griffe und es befand sich sogar ein kleines Fixseil als Ziehhilfe im oberen Teil dieser Seillänge. So schnell wie möglich versuchten wir die Seillänge hinter uns zu bringen, was mit dem Gedanken an die herunter-brechenden Felsteile noch kraftraubender war als nötig. Schnell ein Eintrag ins "Gipfelbuch" und weiter übers riesen Gamsklo über die leichte Querung zum Standpunkt der letzten Seillänge. Hier wählten wir aber aufgrund unserer doch schon sehr müden Muskeln und der Hitze, die leichtere Variante über die linke Seite. Die 5. und damit letzte Seillänge mit 5- war kurz und leicht machbar. Oben angekommen waren wir sehr erleichtert endlich aus der Wand draußen zu sein.

Wer suchet, der findet - oder auch nicht... Der Einstieg der Route ist nicht ganz leicht zu finden und nur durch ein schwaches "H" markiert. Nachdem man schon zumindest 8 Seillängen in den Armen und Beinen hat bevor man zum Einstieg dieser Route kommt, sind die 5 weiteren Seillängen sehr anstrengend und man muss seine Kräfte gut einteilen, da besonders die ersten drei Seillängen relativ anspruchsvoll sind und dem fünften Schwierigkeitsgrad durchaus gerecht werden. Bis auf den Staub und die leichte Verschmutzung in der Route eine sehr lohnenswerte, top abgesicherte und wunderbare Route.

Fazit

Der Ausblick auf den Tiberteich ist traumhaft und im Punkto Kletterei kommt man auch definitiv auf seine Kosten. Sehr schöne Kletterei in der Breiten Wand! Können wir auf jeden Fall weiterempfehlen. Allerdings sollte beachtet werden, dass es doch 13 Seillängen sind, die sich besonders am Schluss in der prallen Sonne befinden. Genug Wasser mitnehmen und nur bei sehr stabilen Wetterverhältnissen gehen! Abgestiegen sind wir über den Kellersteig. Nach fast 10 Stunden (Pausen, Suchen, Rasten etc. natürlich beinhaltet) waren wir endlich wieder zurück beim Parkplatz. Glücklich aber erschöpft ging es nun für uns wieder zurück nach Graz. Bis zum nächsten Mal.